Zähneknirschen kann für den Körper eine große Belastung sein.
Die Schließmuskeln des Kiefers gehören neben dem Gesäß- und dem Oberschenkelmuskel zu den Stärksten des Körpers! So ist es also mehr, als nur ein störendes Geräusch, oder eine unangenehme Angewohnheit.
Es hat massive Auswirkungen auf Zähne und Kiefer. Durch den Druck kann es zu Folgeschäden wie etwa Kopfschmerzen, Tinnitus und Schwindel kommen. Auch die Psyche leidet, da der Körper unter chronischem Stress steht. Logopädin Katharina Veith erzählt in diesem Artikel aus ihrer Sicht zum Thema Zähneknirschen.
Beschreibe mir Zähneknirschen aus logopädischer Sicht
Das Zähneknirschen, in der Fachsprache Bruxismus genannt, ist das unbewusste Pressen und Knirschen der Zähne. Meist geschieht dies in der Nacht und wird von den betroffenen Personen gar nicht wahrgenommen.
Da es sehr laut werden kann, fällt es oft Partner oder Eltern auf. Die Betroffenen merken es vielleicht in der Früh, indem sie Kopf- oder Kieferschmerzen haben. Viele fühlen sich auch müde und abgeschlagen, da es in der Nacht zu keiner Erholung kommt.
Viele KlientInnen kommen mit dieser Diagnose in meine Praxis. Manchmal haben sie auch noch andere Problematiken, wie z.B. einen Fehlbiss (Malokklusion), Kiefergelenksproblematiken, eine myofunktionelle Störung, Artikulationsstörungen oder Stimmstörungen.
Zähneknirschen kann jedoch auch im Wachzustand passieren, man unterscheidet zwischen Wach- und Schlafbruxismus.
Was passiert beim Zähneknirschen?
Das Zähneknirschen ist ein unbewusster Vorgang, den wir nur schlecht steuern können. Im Grunde genommen ist es der Versuch des Körpers, Spannung abzubauen. Die Spannung kann sowohl psychischen als auch physischen Stress zur Ursache haben.
Steht man unter psychischem Stress ist der Körper in ständiger Alarmbereitschaft. Sämtliche Muskeln die den Kiefer schließen, werden vom Nervus maxillaris innerviert, dessen Kern in der Pons (Stammhirn) liegt. Diese befindet sich nahe der Formatio reticularis, die bei Stressreaktionen mit aktiviert wird. Das bewirkt, dass wir bei Stress fester zusammenbeißen.
Was sind die möglichen Ursachen von Zähneknirschen?
Eine körperliche Ursache kann z.B. eine veränderte Bisslage sein, die das Muskelgleichgewicht so stört, dass es zu einer erhöhten Muskelspannung kommt.
Unser Unterkiefer und alle Kaumuskeln nehmen neben den bekannten Funktionen wie Kauen, Saugen, Schlucken und Sprechen auch eine körperstabilisierende Rolle ein.
Über unser Fasziensystem sind alle Strukturen unseres Körpers miteinander verbunden. Eine Beinlängendifferenz kann z.B. die Lage des Unterkiefers verändern. Zähneknirschen könnte eine Folge sein.
Das Kiefergelenk hängt auch über die Kopf- und Nackenmuskulatur mit der Wirbelsäule zusammen. Somit können Störungen in der Körperhaltung ebenfalls Auswirkungen auf die Kiefergelenke haben und umgekehrt.
Sehr häufig steckt emotionaler Stress dahinter. Der Körper versucht durchs Knirschen, den Stress abzubauen. Manchmal ist Bruxismus aber auch einfach nur eine Angewohnheit ohne erkennbare Ursache.
Was kann man gegen Zähneknirschen tun?
Ich finde es sehr wichtig gut abzuklären, welche Ursachen bei jedem Einzelnen in Betracht gezogen werden können. Dies erfordert eine gute Zusammenarbeit von ZahnärztInnen/KieferorthopädInnen und/oder: OrthopädInnen, LogopädInnen, PhysiotherapeutInnen, OsteopathInnen sowie ev. auch anderen Berufsgruppen.
Die entsprechende Behandlung richtet sich dann individuell nach den jeweiligen Ursachen.
Allgemein sind muskelentspannende Übungen zu empfehlen und tun gut.
Zusammengefasst sind also welche Wege möglich?
- ZahnärztInnen sowie KieferorthopädInnen: Untersuchung der Zähne und des Kiefers
- PhysiotherapeutInnen, OsteopathInnen, OrthopädInnen: Befundung des Haltungsapparates, Übungen, Lösung
- Logopädinnen: Gezielte Unterstützung im Hals/Kopf Bereich, Übungen
- Cranio und Shiatsu Expertinnen: Ganzheitliche Begleitung, Entspannung und Lösung
- PsychotherapeutInnen: Seelische Belastungen betrachten
Was machst du als Logopädin bei Zähneknirschen?
Als Logopädin mache ich einen genauen Befund der Kopf/Gesichts- Unterkiefer- Halsposition und der zugehörigen Muskulatur und deren Funktionen zueinander, des Bisses und der Kau-, Schluck-, Sprech- und Stimmfunktion. Mich interessiert immer die gesamte Körperhaltung. Genauso die allgemeine Verfassung des Klienten und etwaige Stressfaktoren. All das spielt eine Rolle.
Muskelentspannende und -dehnende manualtherapeutische Techniken, Kauübungen, kiefergelenksentspannende Techniken und Körperachtsamkeitsübungen bringen oft Erfolg. Manchmal binde ich auch Übungen aus der Stimmtherapie mit ein.
Ebenso kann die CranioSacralTherapie gute Erfolge erzielen, da sie entspannend und regulierend wirkt und den Stress im vegetativen Nervensystem hinunterfährt.
Von zahnärztlicher und kieferorthopädischer Seite wird oft eine Aufbissschiene angepasst, die die Zahnsubstanz vor Schädigung schont. Manche Schienen nehmen auch Einfluss auf die Bisslage, sodass die Kiefergelenke entlastet werden. Ich würde empfehlen, unmittelbar vor Anpassung, eine craniosacraltherapeutische Behandlung machen zu lassen Schon eine einzelne Behandlung kann eine andere Kieferposition (Kieferschluss) bewirken.
Hast du bei Zähneknirschen eine Übung als Tipp?
Um deine Kaumuskeln zu entspannen, kannst du sie massieren und dehnen: Du findest den stärksten Kaumuskel (M. Masseter) seitlich zwischen Ober- und Unterkiefer. Wenn du fest zusammen beißt, wölbt sich der Muskel oft hervor.
- Massiere beide Seiten bei geschlossenem Mund mit den Händen in kreisenden Bewegungen, etwa 1 Minute
- Wiederhole das nun auch mit geöffnetem Mund
- Öffne und schließe abschliessend ganz locker mehrmals den Mund. Versuche dir dabei vorzustellen, du würdest die Luft kauen.
Einen weiteren Kaumuskel (M. Temporalis) kannst du ebenfalls gut selbst dehnen. Du findest ihn etwas über deinen Schläfen und dem Ohr.
- Platziere dort deine Handfläche und ziehe den Muskel mit den Händen leicht nach oben.
- Du verspürst an der Schläfe einen leichten Zug
- Halte die Dehnung ein paar Sekunden
- Wiederhole die Übung 3mal
- Atme tief, komme zur Ruhe und versuche dabei zu entspannen
Erzähle uns von dir und deiner Arbeit
Ich bin Katharina Veith und selbstständig als Logopädin in Wien 1010 und Wiener Neustadt tätig. Zusätzlich biete ich CranioSacral Therapie nach Upledger an.
Ich liebe es Menschen bei ihrem Gesundungsprozess zu unterstützen und ihnen damit etwas Wertvolles mitgeben zu können.
Sprache, Stimme, Kommunikation und Körper faszinieren mich. Jeder Mensch ist so individuell, dass jede Therapie ein Unikat ist. Das finde ich spannend! Der Mensch ist in seinem Körper und Geist ein Gesamtkunstwerk. Die Aufgabe für mich ist es, die einzelnen wichtigen Puzzlesteine zu finden, die zur Genesung und zum Wohlbefinden beitragen.
Auch Logopäden können auf bestimmte Bereiche spezialisiert sein. Eines meiner Spezialgebiete sind craniomandibuläre Dysfunktionen, zu denen auch das Zähneknirschen zählt. Weitere Spezialgebiete und mehr über mich entdeckst du auf meiner Homepage.
Ich versuche immer, so ganzheitlich wie möglich zu denken und arbeiten. Dabei ist es mir sehr wichtig, mich interdisziplinär mit anderen Berufsgruppen auszutauschen. Das ist auch ein Grund, warum ich 2012 mit der Ausbildung zur CranioSacralTherapie nach Upledger begonnen habe. Diese sanfte manuelle Therapieform ermöglicht mir, einen noch ganzheitlicheren Blick für meine Klienten zu bekommen und etwaige Dysbalancen selbst behandeln zu können bzw. die Klienten dann richtig weiterzuschicken.
Und hier findest du meine Kontaktdaten:
Logopädie Katharina Veith
Riemergasse 9/7
1010 Wien
Ich danke Katharina Veith ganz herzlich für ihren Artikel. Katharina und ich haben uns bereits 2012 bei unserem ersten CranioSacral Therapie Kurs kennengelernt. Sofort haben wir uns gut verstanden. Immer wieder haben wir uns auch zum Üben getroffen. Das Leben hat uns auch später mehrmals bei weiteren Kursen zusammengebracht, und jetzt auch, mit der Idee, gemeinsame Artikel zu schreiben.
Alles Liebe
Katharina von Shiatsuzeit
Shiatsu und Craniosacrale Körperarbeit in 1230 Wien
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