Es ist die Zeit der finsteren und kalten Tage, in der viele Menschen noch mehr mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert werden. Wenn das Licht auf sich warten lässt, bekommen Trauer, Angst und Unsicherheit wieder mehr Platz.
Vielleicht gehst auch du unter, in Gefühlen, für die es kaum Worte gibt. Aber sollst du dich jetzt zurückziehen? Mit Shiatsu können diese Gefühle gehalten und begleitet werden. Damit sie sich zeigen dürfen.
Die Dunkelheit annehmen – ertragen werden mitten im Unerträglichen
Gerlinde hat schon lange nicht mehr richtig geschlafen. Angst, Ruhelosigkeit und Trauer sind ihr treuen Begleiter geworden, vor allem jetzt in der dunklen Jahreszeit. Ihre Geschichte ist niederschmetternd. Es fehlen ihr die Worte. Ich neige mein Haupt vor ihr und sage: „Das ist ok, ich bin da, ich bleibe. Shiatsu braucht keine Worte, aber es kann helfen sie zu finden.“
Gerlinde ist auf der Suche. Das ist eine gute Voraussetzung für Veränderung, die wir nutzen können. Ihre Gefühle sind ambivalent. Sie will loslassen. Aber auch nicht, weil das Thema nicht gehen kann. Sie will sich konfrontieren, mit all dem was ist UND angekommen werden in ihrem Rückzug, im dem Bleiben in der Trauer. Aber wem kann sie sich zumuten? Sie will ertragen werden, mitten im Unerträglichen. Es nicht wegreden, „schönplaudern“ oder aufgeheitert werden. Sie will ihre Trauer behalten.
Denn es gibt keine Lösung für dieses Lebensthema. Es ist einfach zu überwältigend. Es darf bleiben. Und so wollen wir es halten und spüren was das bedeutet.
Wer bleibt mitten im Schmerz bei mir?
Ihr tiefes Bedürfnis ist: Wer bleibt mitten im Schmerz bei mir? Wie kann ich selbst im Schmerz bleiben? Wie kann ich ihn je aushalten.
So erspürt sie mit mir gemeinsam, wo in ihrem Körper sich der seelische Schmerz am Stärksten zeigt. Dabei ist immer sie der Chef und bestimmt die Situation. Und die Berührung bleibt, aufmerksam und ohne zu fordern. Ohne zu wissen, hört die Berührung zu. Und ich beende das Halten, wenn es zu weh tut.
Ich lade sie ein, das Gespürte in Worte zu fassen. Die Konzentration bleibt im Moment. Sie ist ganz da, in ihrem Körper. Gemeinsam halten wir aus, was sie spürt. Wir reden nicht über die Wucht des Lebens, sondern ausschließlich über diese eine Stelle. Farben, Formen, Gefühle, die hochkommen, Bilder, Gestalten. Die Berührung hält. Gerlinde horcht und spürt, was sich verändert, wenn sie ganz in dem Gefühl verweilt, es annimmt und zu integrieren beginnt. Die Berührung hält beständig. Sie drängt nicht nach Veränderung.
Konstant tragen die Hände Gerlinde durch die Situation. Und plötzlich kommt deutlich eine neue Bewegung in ihren Körper. Dann kehrt mehr Ruhe ein, die Atmung wird tiefer. Gerlinde kann die Veränderung im Körper wahrnehmen, sie kann sie spüren. Der Raum fühlt sich weiter an. Ein Prozess beginnt.
Das Licht erkennen lernen – spüren, wo die Dunkelheit zu Ende ist
Herta nimmt das Leben, wie sie selbst sagt, nicht so leicht. Doch gerade in den dunklen Monaten bekommt es für sie eine ganz besondere Schwere. Irgendwie, meint sie, sei sie eine komplette Baustelle, immer so verkrampft, mental und körperlich. Alles täte ihr weh.
Alles? Wir suchen nach einer Stelle, die sich gut anfühlt, eine Stelle, die NICHT weh tut. Es dauert eine ganze Weile, bis Herta so eine Stelle findet. Sie nimmt war, dass sich diese Stelle auch nicht ausschließlich gut, ab er besser als alle anderen anfühlt.
Wir widmen uns ganz und gar diesem ungewohnten Puzzlestein im Körper. Erfassen, dass es verschiedene Teile gibt. Dass nicht alles gleichschwer ist. Immer wieder lade ich sie ein, während der Einheit diesen Ort aufzusuchen. Zu überprüfen, ob es andere Stellen im Körper gibt, die diesem einen Teil ähnlich sind.
Dazwischen machen sich die Schwere und der Schmerz bemerkbar und überlagern wieder alles. Es ist nicht leicht das Licht zu sehen, wenn man sich so an die Dunkelheit gewöhnt hat. Manchmal ist es der kleine Finger, vielleicht ein Punkt am Rücken oder einfach nur das Kopfhaar, dass leichter ist. Eventuell fühlt sich der Pullover angenehm auf der Haut an, oder die Oberschenkel vermitteln ein Gefühl von Stabilität. Irgendetwas im Körper ist leichter als der Rest.
Herta ist verwundert, denn sie merkt, dass sie kaum formulieren kann, wie sich ihre guten Stellen anfühlen. Nicht nur das Leichte zu spüren, fällt ihr schwer, sondern auch Worte dafür zu finden. Dennoch konnte sie spüren, dass sie da sind. Bis zum nächsten Termin versucht sie dieses Gefühl immer wieder aufzusuchen, um ihren Körper nach und nach an neue Perspektiven zu gewöhnen. Auf der Suche nach mehr Licht beginnt sie ihren Fokus langsam zu verändern.
Zwischen Licht und Schatten wechseln – beide Seiten annehmen
Das Ganze ist immer ganz! Es gibt kein Licht ohne Schatten. Beides darf und wird immer seinen Platz haben. Gesundheit bedeutet nicht, dass jegliche Dunkelheit aus unserer Seele verbannt wird. Dieses Bestreben ist aussichtslos, gerade dann, wenn einem die Finsternis so vertraut ist. Wer schwere Lebensthemen hat, kann sie nicht einfach mal wegdenken, wegspüren, wegrationalisieren. Aber wir können der Dunkelheit einen Platz geben, bemerken, dass es dabei ganz viele Schattierungen von Schwarz bis Hellgrau gibt und das Licht wieder spüren lernen. Soviel wie wir eben ertragen können, und so viel Licht wir ganz persönlich brauchen.
Shiatsu bietet eine optimale Begleitung bei diesem Prozess des Integrierens. Dazu nutzen wir den Tastsinn, den ältesten unserer Sinne. Aufmerksame Berührung, die neutral das Geschehen begleitet, kann uns auf der innersten Bedürfnisebene nähren. Absichtslos berührt werden, ohne bewertet oder verändert werden zu wollen, führt uns an den Kern unserer Persönlichkeit. Entspannung kann entstehen, auch mitten in düsteren Gedankenwolken oder Schmerz.
Die Lösung geschieht in der Dunkelheit, oder mit ihr, denn sie darf auch sein. Shiatsu widmet sich dem was IST. Und dazu gehört ein Teil der Fülle und einer der
Leere. Können diese Teile wieder ineinander greifen, kann Bewegung und Veränderung geschehen. Etwas zu spüren und es benennen dürfen, hilft das Wahrgenommene für wahr zu
nehmen.
Es unterstützt die Selbstbestimmung und das Bewusstsein, dass es eine einzigartige, individuelle Lösung in dir selbst liegt. Durch die Berührung, kannst du mit dir selbst wieder in Kontakt kommen. Bewegt werden, gedehnt werden, das kann Raum schaffen. Sich hineinlegen und in der Dunkelheit baden. Auch das ist möglich.
Vielleicht merkst du deine eigene Schwerkraft auf der Matte. Und spürst, wie sich Schwere anfühlt. Du wirst festgehalten um Loszulassen. Ausgehalten, mit all dem was du gerade selbst nicht aushältst. Und spürst dich. Und plötzlich ist da mehr, als nur Dunkelheit.
Über mich und meine eigene Traurigkeit
Ich bin Katharina Grotte, die Frau Shiatsu aus dem 23. Bezirk in Wien. Ich kenne die Angst und ihre Begleiter. Schon als Kind sind sie mir begegent, sehr durchringend, kaum auszuhalten. Wer mich kennt weiß: ich bin sehr fröhlich und lebendig, das ist auch mein Kern. Aber ich habe auch eine andere Seite. Eine trauriges, ruhiges, zurückgezogenes Wesen. Lange war diese Schattenseite sehr negativ für mich. Ich wollte sie niemandem zumuten. Doch das bin ich AUCH.
Durch die Auseinandersetzung mit meinem Körper habe ich gespürt, wie wichtig meine Dunkelheit für mich ist. Dass sie sich sogar stabil anfühlt. Wie gut es mir tut, diese Seite zu sehen und zu spüren. Meine Angst ist mir mittlerweile eine weise Ratgeberin.
Schatten bei Menschen zu berühren und gemeinsam auszuhalten ist ein wichtiger Teil bei Shiatsu.
Lass dir helfen, in der Dunkelheit!
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Birte (Dienstag, 11 Dezember 2018 09:23)
Wow. Noch nie habe ich irgendwo gelesen oder gehört, dass jemand so einfühlsam und berührend Shiatsu „erklärt“...
Ich glaube, erst jetzt fange ich an, zu begreifen.
Danke für diesen wundervollen Beitrag.
Heike Kaster (Dienstag, 11 Dezember 2018 10:43)
Danke, dass du mich mit auf diese Reise genommen hast. Durch deine Worte fühlt sich Shiatsu nach einer großen Bereicherung an. Manche Menschen können sich nicht in Worten ausdrücken. Und genau an diesem Punkt berührst du die Menschen und schenkst ihnen Veränderung. Begleitest sie auf dem Weg aus der Dunkelheit ins Licht. Säst den Funken Licht, der Hoffnung bedeutet. Ich bin zutiefst gerührt und berührt von dem, was du tust. DANKE für dein Sein.
Marina (Dienstag, 11 Dezember 2018 20:01)
Das ist eine so einfühlsame Erklärung von Shiatsu und wie Du sie offensichtlich praktizierst. Schade, dass ich nicht in Deiner Nähe wohne. Danke
Ursula (Dienstag, 17 Dezember 2019 16:37)
Ein wundervoller Beitrag. Ich danke dir für diese schöne und einfühlsame Erklärung.
Ich wünsche dir weiterhin alles LIEBE.
Herzlichst Ursula
Kinderwunsch-Coach bei Storchengeklapper
Katharina von Shiatsuzeit (Dienstag, 17 Dezember 2019 18:10)
Liebe Ursula von Storchengeklapper!
Herzlichen Dank für Deine Worte, es ist in der Tag ein wunderschöner Beruf! Genau wie Deiner :) Ich schicke Dir einen herzlichen Gruß
Katharina von Shiatsuzeit